Lyrics
Ein Wahlplakat zerrissen auf dem nassen Rasen
Sie grinsen mich an, die alten aufgeweichten Phrasen
Die Gesichter, von auf jugendlich gemachten, Greisen
Die dir das Mittelalter als den Fortschritt anpreisen
Und ich sag mir, jeder Schritt zu dem verheißenen Glück
Ist ein Schritt nach ewig gestern, ist ein Schritt zurück
Wie sie das Volk zu Besonnenheit und Opfern ermahnen
Sie nennen es das Volk, aber sie meinen Untertanen
All das Leimen, das Schleimen ist nicht länger zu ertragen
Wenn du lernst zu übersetzen, was sie wirklich sagen
Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm
Halt du sie dumm, ich halt sie arm
Sei wachsam
Präg dir die Worte ein
Sei wachsam
Und Fall nicht auf sie rein
Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt
Sei wachsam
Merk dir die Gesichter gut
Sei wachsam
Bewahr dir deinen Mut
Sei wachsam
Und sei auf der Hut
Es ist 'ne Riesenkonjunktur für Rattenfänger
Für Trittbrettfahrer und Schmiergeldempfänger
'Ne Zeit für Selbstbediener und Geschäftemacher
Scheinheiligkeit, Geheuchel und Postengeschacher
Und die sind alle hochgeachtet und sehr anerkannt
Und nach den schlimmsten werden Straßen und Flugplätze benannt
Man packt den Hühnerdieb, den Waffenschieber lässt man laufen
Kein Pfeifchen Gras, aber 'ne Giftgasfabrik kannst du hier kaufen
Verseuch die Luft, verstrahl das Land, mach ungestraft den größten Schaden
Nur lass dich nicht erwischen bei Sitzblockaden
Man packt den Grünfried, doch das Umweltschwein genießt Vertrauen
Und die Polizei muss immer auf die Falschen drauf hauen
Sei wachsam
Präg dir die Worte ein
Sei wachsam
Und Fall nicht auf sie rein
Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt
Sei wachsam
Merk dir die Gesichter gut
Sei wachsam
Bewahr dir deinen Mut
Sei wachsam
Und sei auf der Hut
Wir haben ein Grundgesetz, das soll den Rechtsstaat garantieren
Was hilfts, wenn sie nach Lust und Laune dran manipulieren?
Die Scharfmacher, die immer von der Friedensmission quasseln
Und unterm Tisch schon emsig mit dem Säbel rasseln
Der alte Glanz in ihren Augen, beim großen Zapfenstreich
Abteilung kehrt, im Gleichschritt marsch, ein Lied und heim ins Reich
Nie wieder soll von diesem Land Gewalt ausgehen
Wir müssen Flagge zeigen, dürfen nicht beiseite stehen
Rein humanitär natürlich und ganz ohne Blutvergießen
Kampfeinsätze sind jetzt nicht mehr so ganz auszuschließen
Sie ziehen uns immer tiefer rein, Stück für Stück
Und seit heute früh um fünf Uhr schießen wir wieder zurück
Sei wachsam
Präg dir die Worte ein
Sei wachsam
Und Fall nicht auf sie rein
Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt
Sei wachsam
Merk dir die Gesichter gut
Sei wachsam
Bewahr dir deinen Mut
Sei wachsam
Und sei auf der Hut
Ich hab Sehnsucht nach Leuten, die mich nicht betrügen
Die mir nicht mit jeder Festrede die Hucke voll lügen
Und verschon mich mit den falschen Ehrlichen
Die falschen Ehrlichen, die wahren Gefährlichen
Ich hab Sehnsucht nach einem Stück Wahrhaftigkeit
Nach 'nem bisschen Rückgrat in dieser verkrümmten Zeit
Doch sag die Wahrheit und du hast nichts mehr zu lachen
Sie werden dich ruinieren, exekutieren und mundtot machen
Erpressen, bestechen, versuchen dich zu kaufen
Wenn du die Wahrheit sagst, lass draußen den Motor laufen
Dann sag sie laut und schnell, denn das Sprichwort lehrt
Wer die Wahrheit sagt, der braucht ein schnelles Pferd
Sei wachsam
Präg dir die Worte ein
Sei wachsam
Und Fall nicht auf sie rein
Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt
Sei wachsam
Merk dir die Gesichter gut
Sei wachsam
Bewahr dir deinen Mut
Sei wachsam
Und sei auf der Hut
Jetzt erst recht
Es ist tröstlich wenn man in Zeiten
Von Zweifeln und Selbstzweifeln
Zeiten von Ängsten und Kümmernissen
Einem Menschen begegnet, der einem Mut machen kann
Der einem Hoffnung gibt, der einem vorlebt
Dass das Leben schön ist, dass das Leben ein
Grandioses Geschenk ist, das gelebt werden will
Ganz egal wie es einem entgegen kommt
Ganz egal wie es einem entgegen weht
Written by: Reinhard Mey