Ich schweig so gern mit dir

Schulter an Schulter in unsrem Café​​​​​

auf dem Gehweg der Schönhauser Allee,​​​​

Fahrräder hetzen klingelnd vorbei,

über uns rattert die olle U2.

Am Nebentisch ruft wer: I love Berlin!

Ich spür, du schmunzelst ganz tief in dir drin.

Die Tassen vibrieren vom Lärm der Stadt,

ich hör mich an deinem Schweigen nie satt.​​​

Ich schweig so gern mit dir,​​​​​​

ich muss dir gar nichts sagen,​​​​​

ich muss dich auch nichts fragen,​​​​​

wir sind ganz einfach hier.​​​​​​​

Ich schweig so gern mit dir.​​​​​​​

Eine Mutter fragt in den Buggy hinein,

„Tofu oder Seitan, was darf’s heute sein?“

Ich denk mir, der arme vegane Zwerg,

ich weiß, auch du denkst: Prenzlauer Berg.

„Fünf Euro fürn Kaffee?“ brüllt ein Typ nebenan,

„henn mir denkt, dass i in Berlin spaaare kann“,

ich schau amüsiert zu dir rüber und merk,

auch du denkst: Baden-Württemberg.

Ich schweig so gern mit dir,​​​​​​

ich muss dir gar nichts sagen,​​​​​

ich muss dich auch nichts fragen,​​​​​

wir sind ganz einfach hier.​​​​​​

Neulich sagtest du zu mir:​​​​​​​

„Ich red so gern mit dir,​​​​​​

doch mit niemand konnt ich bislang​​​​

so schön schweigen stundenlang.​​​​​

Du weißt von meinen Problemen,​​​​

auch ich kenn deine Themen.​​​​​

Wir müssen uns nichts zeigen.​​​​​

mit dir kann man über alles schweigen.“​​​​

Und ist mein Leben kürzer als deins,

dann wart ich auf dich - gleich auf Wolke eins.

Wie schön wär’s, beim Lärm von Harfen und Geigen,

mit dir dort zu sitzen und für immer zu schweigen.​​​